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Writer's pictureM. M. Vila Barbosa

„Ein Tag in der Natur”


fotografía de María Magdalena Vila Barbosa
Freiheit


Heute ist der 20. März 2020, der erste Tag des Frühlings. Drauβen feiert die Natur das Leben. Ich schaue aus meinem Fenster, alles sieht wie alle anderen Frühlinge davor aus. Es ist teilweise sonnig und mild. Die Sonne ist um 7 Uhr aufgegangen. Die Tage werden länger und heller. In dem Park vor meiner Wohnung haben alle Bäume schon geblüht. Morgens zwei Schwalben, die ein Nest an meinem Dach gebaut haben, trällern im Duett. Überall auf dem Feld wächst ein dichter, weißer Teppich von Gänseblümchen. Ich öffne mein Fenster. Die Luft riecht nach Jasmin und eine laue Brise streichelt meine Wangen. Die perfekte Harmonie der Natur füllt mich mit Frieden und Hoffnung. Ich denke, „Gott ist jetzt blau”, wie in dem berühmten Gedicht von Juan Ramón Jiménez.

Es ist Frühling, dieser ganz „besondere Frühling”, der so anders ist, als alle anderen Frühlinge davor. Alles ist gleich, alles ist anders.

Es ist schönes Wetter. Ich wollte im Freien sein, an der frischen Luft! Aber ich darf nicht. Ich würde gern am Strand spazieren gehen, aber darf ich ja nicht. Ich wollte die Tulpen und die Narzisse im Botanischer Garten fotografieren. Das kann ich auch nicht, denn alle Gärten sind zurzeit geschlossen. Ich würde gern mit meinen Freunden in Monsanto picknicken und zusammen lächeln. Keine Chance, wir dürfen nicht uns treffen. Ich wollte im Naturpark Arrábida wandern und die Aussicht genieβen. Dort sind Berge und Meer einfach erreichbar. Unglücklich, heute ist die Natur auβer Reichweite.

Ich würde gern ein Tag in der Natur verbringen und die Landluft atmen. Ich wollte atmen. Ich wollte meine Augen schlieβen und tief atmen. Und wenn ich meine Augen öffnete, würde alles anders sein. Aber wenn ich meine Augen öffne, kann ich nur die Welt vor meinem Fenster sehen. Ich sehe auch einen Baum, vor dem hängt ein Plakat mit der Aufschrift „Bleiben Sie zuhause!”. Kein Tag in der Natur ist möglich. Kein Spaziergang ist möglich. Die Straβen, die Plätze, die Parks, die Spielplätze, die Strände und die Radwege sind leer. Wir sind im Krieg gegen Coronavirus. Wir sind alle Soldaten.Wir sind alle Opfer. In diesen Zeiten ist unsere Mission, zu Hause zu bleiben.

Heute müssen wir ein virtuelles Leben führen. Telearbeit und Fernausbildung werden obligatorisch. Keine Küsse, keine Umarmungen und kein Händeschütteln, deshalb werden unsere soziale Beziehungen auch nur virtuellen Kontakte. Vielleicht stellt die Natur im Frühling 2020 auch unter Quarantäne? Dann, muss ich auch einen virtuellen Tag in der Natur erleben? Wie kann man das machen? Wie kann man die Schönheit des Frühlings in dem vier Wänden seines Zimmers genieβen? Vielleicht, dank der Fantasie flüchtet man sich in eine schöne, sichere Traumwelt. In dieser Traumwelt findet man exotische Vögel, farbenprächtige Schmetterlinge, grüne Wiesen, bunte Blumen und dicht belaubte Bäume. Dort gibt es keine Angst, kein Leiden.

Heute ist „ein Tag in der Natur” nur ein Traum. Aber, trotz des Coronavirus ist die Natur noch lebendig und ihre Herz klopft vor Hoffnung. Drauβen wartet sie auf mich. Wenn dieser Albtraum vorbei ist, werde ich alles ganz anders genieβen.

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